Linn: Klimax Radikal & Keel SE

Linn: Klimax Radikal & Keel SE

Lukas Linek

Linn hebt den Sondek LP12 wieder ein Stück höher – mit zwei echten Kernteilen des Laufwerks: dem neuen Klimax Radikal und dem Keel SE. Beide greifen dort an, wo bei einem LP12 am meisten Musik verschenkt oder gewonnen wird: beim absolut konstanten Antrieb und bei der mechanischen Integrität zwischen Lager, Subchassis und Tonarm. Das Ergebnis ist keine kosmetische Modellpflege, sondern eine klar hörbare Steigerung in Tonhöhengenauigkeit, Ruhe, Durchzeichnung und dynamischer Selbstverständlichkeit – genau jene Qualitäten, die einen LP12 in der Klimax-Liga auszeichnen.

Klimax Radikal ist Motorsteuerung, Motor und Netzteil in einer aufwendig gefrästen Aluminiumarchitektur, die elektrische und mechanische Störeinflüsse gezielt voneinander fernhält. Das Utopik-Netzteil arbeitet mit zwei streng getrennten, selbstregulierenden Spannungsrails: eines für den Motor samt Regelung, eines für eine intern montierte Urika-Phonostufe. Leistungsspitzen der einen Seite beeinflussen die andere schlicht nicht – die Geschwindigkeit bleibt stabil, die Phonostufe bekommt eine konstant saubere Versorgung. Der Utopik-Block sitzt zusätzlich in einem eigenen, abgeschirmten „Sarkophag“ hinter der Front, und die fast 14 kg schwere, aus drei massiven Aluminiumteilen gefräste Zarge entkoppelt den gesamten Aufbau über Edelstahlfüße mit Elastomereinlagen. In Summe erzeugt die digitale Motorführung eine dauerhaft gleichmäßige Rotation, hörbar näher an idealen 33⅓ rpm. 

Keel SE ist die konsequente Weiterentwicklung des einteiligen Keel-Subchassis mit angeschlossener Armboard-Einheit. Linns Ingenieure haben die Struktur mit Finite-Elemente-Analysen neu gedacht und die Unterseite mit einem komplexen Versteifungsgerüst optimiert. Entscheidend ist die drastisch erhöhte Biegesteifigkeit – rund dreifach gegenüber früheren Konstruktionen –, wodurch eingetragene Schwingungen in höhere, energieärmere Frequenzbereiche verschoben werden. Besonders der Kraftfluss zwischen Karousel-Hauptlager und Tonarmaufnahme wurde gehärtet, damit sich der geometrische Bezug zwischen Nadel und Teller auch unter Musiklast nicht mikroskopisch verändert. Zusätzlich wurde gezielt Material unter dem Armboard abgetragen, um die Massenverteilung auf der Federung zu zentrieren: weniger Trägheit, bessere Isolation, weniger Tracking-Fehler – mehr Information aus der Rille.

Spannend für bestehende Klimax-Besitzer/innen: Für Nutzer/innen eines bestehenden Radikal Machined ist das erwähnte Utopik-Upgrade als Werksleistung vorgesehen – eine elegante, nachhaltige Option, ganz im Sinn der LP12-Philosophie des behutsamen, rückwärtskompatiblen Fortschritts.

Unsere Meinung: Genau hier zeigt sich Linns Genie: keine lauten Spezifikationsfeuerwerke, sondern sichtbare Ingenieursarbeit an den neuralgischen Punkten. Klimax Radikal bringt die Tonhöhentreue und das Rauschbett auf ein Niveau, das die musikalische Phrase förmlich einrastet; Keel SE verleiht dem Abtaster jenes unbewegliche, „stählerne“ Fundament, das Fein- und Grobdynamik frei atmen lässt. Wer heute einen LP12 auf Klimax-Niveau betreibt, bekommt mit diesen Modulen einen echten Schritt nach vorne – und wer auf dem Weg dorthin ist, bekommt zwei Bausteine, die wir in der Burggasse 114 mit Vergnügen vorführen und in Ruhe in Ihr bestehendes Setup integrieren. Eine Nachricht genügt.

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