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GRADO RS1x
GRADO RS1x
Der RS1x ist jener Punkt, an dem Grados Brooklyn-Werkbank in die hohe Schule des Musikhörens kippt. Offene Bauweise, handmontiert, leicht auf dem Kopf – und doch mit jener Gravitas, die nur aus Material, Erfahrung und einem sehr klaren Klangideal entsteht. Die Schalen sind aus einem dreiteiligen Bi-/Tri-Holzverbund gefertigt: Ahorn und Hanf bilden die ruhige, tonale Basis, ein edler Hartholzring verleiht Struktur und Glanz. Innen arbeiten Grados 50-mm-X-Treiber der neuesten Generation, paarweise engstens gematcht und „de-stressed“, damit Transienten frei durchlaufen und der Hintergrund schwarz bleibt. Das Ergebnis ist kein Effektfeuerwerk, sondern diese typische „vor dem Kopf statt im Kopf“-Wahrnehmung: eine Bühne, die atmet, Stimmen mit Körper, Saiten mit Holz, Becken mit langem, seidig ausklingendem Oberton.
Wer den RS1x aufsetzt, bemerkt zuerst die Gelassenheit. Er spielt nah und unmittelbar, ohne jemals zu drücken, mit einem warmen, greifbaren Mittenband, das Gesang und akustischen Instrumenten Natürlichkeit und Textur gibt. Der Hochton ist präsent, aber kultiviert – Details erscheinen, ohne verlangt zu werden. Der Bass verzichtet auf künstliche Schubkraft und liefert stattdessen Kontur, Tiefe und Timing. Bei Zimmerlautstärke steht das Klangbild bereits vollständig; wenn man aufdreht, bleibt die Abbildung stabil und entspannt. Gerade Jazz-Trios, Kammermusik, Singer/Songwriter, Gitarren – elektrisch wie akustisch – und fein gemasterte Elektronik profitieren von dieser Mischung aus Nähe und Übersicht. Schlechte Aufnahmen werden nicht beschönigt, aber sie werden auch nicht seziert; gute belohnt der RS1x mit Raumtiefe und einer Selbstverständlichkeit, die man nicht mehr ablegen möchte.
Im Alltag gibt er sich angenehm unkapriziös. Die niedrige Impedanz und hohe Effizienz machen ihn am guten Dongle wie am kultivierten Kopfhörerausgang eines Vollverstärkers sofort spielfreudig; ein dedizierter Amp fügt Kontrolle, Schwärze und Staffelung hinzu, ist aber kein Muss. Das achtadrige, robust ausgeführte Kabel produziert wenig Handling-Geräusche, der weiche Lederbügel trägt länger ermüdungsfrei, die charakteristischen Grado-Polster öffnen die Bühne und halten die Mitten frei. Servicegedanke inklusive: Polster sind wechselbar, Ersatzteile verfügbar – ein Werkzeug für viele Jahre, nicht für die nächste Mode.
Ästhetisch bleibt der RS1x bewusst Werkstatt: Metallgabeln, sauber gearbeitete Holzschalen, klare Typografie. Nichts, was Aufmerksamkeit fordert – bis Musik beginnt. Dann zeigt sich auch, warum er so gut in Longtones Ökosystem passt: An einem musikalischen Rega-Vollverstärker fließt er leichtfüßig, mit NAD gewinnt er Ruhe und Kontur, an Naim kommt der berühmte Drive hinzu. Vinyl-Hörer/innen werden die organische Textur lieben, Streamer-Freunde die gelassene Auflösung ohne digitale Härte. Er skaliert mit der Kette, aber er verlangt sie nicht – eine seltene Tugend.
Unsere Meinung: Der GRADO RS1x ist die reifste Form des klassischen Grado-Gefühls: offen, farbig, unmittelbar – und dabei souverän gelassen. Er bringt Handwerk, Materialkultur und musikalische Intelligenz auf den Punkt und macht aus Hören ein Zuhören. Für Menschen, die keine Effekte suchen, sondern Wahrhaftigkeit. Genau deshalb passt er zu Longtone.




GRADO RS1x



